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Erste Sitzung des Parlamentarischen Rates in Bonn. Auf Veranlassung der Militärgouverneure der amerikanischen, englischen und französischen Besatzungszone haben die elf Länderparlamente dieser Zonen eine Versammlung gewählt, deren Aufgabe es ist, für einen zu gründenden westdeutschen Staat ein Grundgesetz als provisorische Verfassung auszuarbeiten. West-Berlin darf zusätzlich fünf Abgeordnete entsenden, die aber nur eine beratende Stimme haben. Die SPD hat als stärkste Fraktion 30 von 70 Sitzen im Parlamentarischen Rat.
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Als letztes der westdeutschen Länderparlamente ratifiziert der Landtag von Württemberg-Hohenzollern das Grundgesetz. Damit haben 10 der 11 westdeutschen Landtage dem Grundgesetz zugestimmt. Auch die Stadtverordnetenversammlung von West-Berlin hat ihre Zustimmung per Akklamation erteilt. Lediglich der bayerische Landtag hat das Grundgesetz am 20. Mai mit den Stimmen der CSU und der früheren WAV-Fraktion als zu wenig föderalistisch abgelehnt, aber seine Gültigkeit auch für Bayern erklärt, wenn zwei Drittel der Bundesländer es annehmen sollten.
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Bei einer Demonstration gegen den Staatsbesuch des Schahs von Persien wird in Berlin der Student Benno Ohnesorg durch einen Pistolenschuss in den Hinterkopf getötet. Der gewaltsame Tod löst eine Ausweitung und Radikalisierung der Studentenproteste in Deutschland aus.
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Lebensgefährlicher Anschlag auf den Studentenführer Rudi Dutschke durch einen mit Neonazis in Verbindung stehenden jungen Hilfsarbeiter in Berlin. Dutschke überlebt, stirbt aber 1979 an den Spätfolgen seiner Verletzungen. Das Attentat führt zu einer weiteren Radikalisierung der Stundentenbewegung und der Außerparlamentarischen Opposition (APO). In den folgenden Tagen kommt es zu Unruhen und Straßenschlachten in der gesamten Bundesrepublik. Die Osterunruhen richten sich vor allem gegen die Presseorgane des Axel-Springer-Verlags, insebesondere die Bild-Zeitung, die durch ihre hetzerische Berichterstattung für den Anschlag auf Dutschke verantwortlich gemacht wird.
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Der SPD-Parteitag in Berlin verabschiedet ein neues Grundsatzprogramm, das "Berliner Programm", das das bisher gültige "Godesberger Programm" ablöst. Es reagiert auf das verstärkte Umweltbewusstsein der letzten Jahre und bekennt sich daher zu einem "ökologische[n] Umbau unserer Industriegesellschaft".
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Im Kronprinzenpalais in Berlin unterzeichnen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und der Parlamentarische Staatssekretär der DDR Günther Krause den Einigungsvertrag. Am 3. Oktober 1990 tritt die Deutsche Demokratische Republik mit fünf neugebildeten Ländern und dem wiedervereinigten Berlin der Bundesrepublik Deutschland bei.
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Mit dem Hissen der Bundesflagge vor dem Reichstagsgebäude in Berlin um 0:00 Uhr und der Verkündigung der Vollendung der Deutschen Einheit durch Bundespräsident Richard von Weizsäcker ist die Wiedervereinigung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik abgeschlossen.