Mit 1.567 (39,5 %) Erst- und 1.522 (38,1 %) Zweitstimmen kann die SPD bei der Bundestagswahl 1961 Stimmen gewinnen, bleibt aber zweitstärkste Partei nach der CSU mit 1.819 Erst- (45,8 %) und 1.761 (44,1 %) Zweitstimmen.
Durch einen Unvereinbarkeitsbeschluss werden die Mitglieder des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS), der seit 1946 den Hochschulverband der SPD gebildet hatte, aus der Partei ausgeschlossen. Die Differenzen mit dem SDS über die Wiederbewaffnung, die Atombewaffnung, die Sühne nationalsozialistischen Unrechts und das Godesberger Programm waren für die SPD zu groß geworden.
In Haar stirbt der 1893 in Einsiedl bei Marienbad in Böhmen geborene SPD-Politiker Richard Reitzner. Als Heimatvertriebener lebte Reitzner seit 1946 in Haar. Von 1947 bis 1948 war er stellvertretender Staatssekretär für das Flüchtlingswesen in der Regierung von Ministerpräsident Dr. Hans Ehard. Von 1948 bis 1949 war er stellvertretender Landesvorsitzender der bayerischen SPD. Von 1949 bis zu seinem Tod gehörte er als Flüchtlingsexperte dem Deutschen Bundestag an. 1950 war er einer der Mitbegründer der Sudentendeutschen Landsmannschaft.
Beginn der Schwabinger Krawalle: Der Versuch der Polizei, nach einer Anzeige wegen Ruhestörung eine Gruppe von Straßenmusikanten am späten Abend in der Leopoldstraße vorläufig festzunehmen, führt in der Nacht und in den folgenden vier Tagen zu einer Reihe von Straßenschlachten zwischen tausenden vor allem jugendlichen Protstierenden und der Polizei. Auf Seiten der Jugendlichen sind Studenten, Lehrlinge und junge Arbeiter beteiligt. Das harte Vorgehen der Polizei und die Gewaltbereitschaft der Jugendlichen verstärken sich dabei gegenseitig.
Die SPD kann bei der Landtagswahl 1962 ihren Stimmenanteil deutlich verbessern und erhält in Haar als stärkste Partei 3.414 (45,4 %) Erst- und Zweittimmen vor der CSU mit 2.779 (36,9 %) Erst- und Zweitstimmen.
Trotz einer Zunahme der Stimmenzahl bleibt die SPD bei der Bundestagswahl 1965 mit 1.743 (42,5 %) Erst- und 1.661 (40,1 %) Zweitstimmen erneut nur zweitstärkste Partei nach der CSU mit 1.935 (47,1 %) Erst- und 1.909 (46,1 %) Zweitstimmen. In Bayern beträgt die Wahlbeteiligung 85, 9 %.
Die SPD kann bei den Kommunalwahlen 1966 mit einem Stimmenanteil von 64,4 % gegenüber 35,6 % für die in einer Listengemeinschaft mit den Parteifreien verbundene CSU einen überwätigenden Wahlsieg verbuchen. Es ist ihr höchster Wahlsieg in Haar überhaupt. Sie stellt 13 der inzwischen 20 Gemeinderäte und damit die absolute Mehrheit: Dr. Gertraud Brandl, Alfred Forster, Hans Gedon, Hans Glas, Franz Gnan, Eduard Halser, Johann Kaiser, Dr. Dietrich Klug, Herbert Kriegisch, Hugo Peer, Hans Schoierer, Max Stoiber und als Parteifreier auf der SPD-Liste Dr. Carl Wolfferstätter. Fraktionsvorsitzender wird erneut Dr. Dietrich Klug. Bei der Bürgermeisterwahlen kann sich Willy Träutlein mit 85,6 % der Stimmen unangefochten gegen den CSU-Kandidaten Dr. Platz durchsetzen.
Erneut kann die SPD bei der Landtagswahl 1966 mit 3.978 (48,5 %) Erst- und Zweitstimmen gegenüber 2.902 (35,4 %) Erst- und Zweitstimmen für die CSU ihre starke Stellung in Haar verteidigen und sogar etwas ausbauen. Mit 4.232 abgegebenen Stimmen beteiligen sich in der Gemeinde 76,1 % der Wähler an der Wahl.
Bildung der Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD auf Bundesebene nach dem Rücktritt der FDP-Minister aus der Regierung von Dr. Ludwig Erhard. Bundeskanzler wird der frühere Ministerpräsident von Baden-Württemberg Kurt Georg Kiesinger, Vizekanzler und Außenminister wird der SPD-Vorsitzende Willy Brandt. Gegen die Große Koalition und die von ihr geplante Notstandsgesetzgebung entwickelt sich aus studentischen Kreisen die vor allem durch den Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) getragene Außerparlamentarische Opposition. Verstärkend auf die Protestbewegung wirkt sich das konservative gesellschaftliche Klima in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg, die mangelhafte Aufarbeitung des nationalsozialistischen Unrechts, die fehlende studentische Mitbestimmung an den Hochschulen und der Vietnamkrieg der USA aus.
Bei einer Demonstration gegen den Staatsbesuch des Schahs von Persien wird in Berlin der Student Benno Ohnesorg durch einen Pistolenschuss in den Hinterkopf getötet. Der gewaltsame Tod löst eine Ausweitung und Radikalisierung der Studentenproteste in Deutschland aus.
Gründung einer Jungsozialisten- (Juso-) Ortsgruppe in Haar, für die der Münchner Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel die Patenschaft übernimmt. Erster Juso-Vorsitzender ist Rüdiger Becker.
Lebensgefährlicher Anschlag auf den Studentenführer Rudi Dutschke durch einen mit Neonazis in Verbindung stehenden jungen Hilfsarbeiter in Berlin. Dutschke überlebt, stirbt aber 1979 an den Spätfolgen seiner Verletzungen. Das Attentat führt zu einer weiteren Radikalisierung der Stundentenbewegung und der Außerparlamentarischen Opposition (APO). In den folgenden Tagen kommt es zu Unruhen und Straßenschlachten in der gesamten Bundesrepublik. Die Osterunruhen richten sich vor allem gegen die Presseorgane des Axel-Springer-Verlags, insebesondere die Bild-Zeitung, die durch ihre hetzerische Berichterstattung für den Anschlag auf Dutschke verantwortlich gemacht wird.
Die SPD kann bei der Bundestagswahl 1969 mit 1.817 (44,3 %) Erst- und 1.736 (41,7 %) Zweitstimmen Stimmen hinzugewinnen und näher an die CSU heranrücken. Die CSU bleibt aber bei diesen Wahlen mit 1.896 (46,2 %) Erst- und 1.972 (47,4 %) Zweitstimmen stärkste Partei in Haar.
Johann Kaiser übernimmt den Vorsitz der Haarer SPD. Seine Stellvertreter sind Hugo Peer und Horst Wiedemann.
Der Juso-Ortsgruppe gehören die folgenden Personen an: Achim Beil, Thorsten Dambly, Helmut Dworzak, Peter Eisfeld, Josef Glasl, Susanne Kühnl, Elisabeth Lanzinger, Juliane Lanzinger, Georg Paintner, Claus Priesner, Bodo Rucker, Renate Rucker, Reinhard Schiller, Stephan Schmidt, Georg Weiller, Franz Wiesberger, Hermann Wolf, Liane Wolf, Gerlinde Würfl, Robert Würfl, Helmut Zwiefelhofer.